24.05.2022
N°1 2022

Aktuelles aus dem SVEB

Empfehlungen für Submissionsverfahren 

Bei der Vergabe von Submissionsverfahren sind die Kosten meist das wichtigste Entscheidungskriterium, was teilweise zu Fehlanreizen führt. Die Problematik ist seit Längerem bekannt: Wenn jene Weiterbildungsinstitution den Zuschlag bekommt, welche die Weiterbildung zum günstigsten Preis offeriert, kann sich dies negativ auf die Qualität der Angebote auswirken. Bekannt ist zudem, dass sich der hohe Preisdruck bei Submissionsverfahren negativ auf die Arbeitsbedingungen des andragogischen Personals auswirkt.

Der SVEB hat sich in den letzten Jahren wiederholt mit Positionspapieren und bildungspolitischen Interventionen zu diesem Thema geäussert. Nun hat der Verband konkrete Empfehlungen zuhanden der Fachpersonen erarbeitet, die bei öffentlichen Stellen Ausschreibungen für Weiterbildungsaufträge erstellen. Ziel der «Empfehlungen zur Ausgestaltung von Submissionsverfahren in der Weiterbildung» ist es, dass Submissionsverfahren einen fairen Wettbewerb auf der Grundlage von Qualitätskriterien ermöglichen. 

Gemäss diesen Empfehlungen müssten Anbieter nachweisen, dass sie ihren Ausbildenden branchen- und ortsübliche Stundenansätze bezahlen. Anbieter, welche ihren Ausbildenden gute Arbeitsbedingungen bieten, sollen zudem bessere Chancen bei der Auftragserteilung erhalten. Zudem empfiehlt der SVEB, bei der Vergabe von Aufträgen die Qualität des Angebots mit mindestens 60 Prozent zu gewichten. Eine weitere Empfehlung lautet, auf genaue Vorgaben für didaktische Konzepte zu verzichten, um Raum zu lassen für innovative Ansätze.

Die Empfehlungen wurden von Akteuren, die öffentliche Aufträge in der Weiterbildung ausschreiben, wohlwollend aufgenommen, ihre Umsetzung wird geprüft.

KMU-Studie: Weiterbildung in Kleinbetrieben

Rund die Hälfte der Arbeitnehmenden der Schweiz sind in Klein- und Kleinstunternehmen beschäftigt. Da Weiterbildung zu einem grossen Teil berufsorientiert stattfindet, spielen die Betriebe eine wichtige Rolle in der beruflichen Weiterbildung. Dennoch gibt es in der Schweiz kaum Forschung dazu, wie Weiterbildung in KMU und insbesondere in kleinen Betrieben umgesetzt wird. Mit einer Befragung von Kleinst- und Kleinbetrieben, also Betrieben mit bis zu 50 Mitarbeitenden, will der SVEB einen Beitrag dazu leisten, die Rolle der Weiterbildung in kleinen Unternehmen besser zu erfassen. 

Im Zentrum steht die Frage, wie die Betriebe ihren Kompetenzbedarf decken, warum sie ihre Mitarbeitenden weiterbilden und welche Weiterbildungsformen sie dabei nutzen. Die Studie umfasst eine quantitative Online-Befragung sowie eine qualitative Befragung von Vertreterinnen und Vertretern kleiner Unternehmen. Die Online-Befragung wurde bereits im April 2022 durchgeführt. Abgeschlossen wird die Studie voraussichtlich im März 2023.

Zukunftsperspektiven: Fokusthema Flexibilisierung

Der Think Tank TRANSIT wurde vom SVEB mit dem Ziel lanciert, Zukunftsperspektiven für die Weiterbildung zu entwickeln. TRANSIT verfolgt einen kollaborativen, interdisziplinären Ansatz. Mit öffentlichen Veranstaltungen sowie TRANSIT-Salons für Expertinnen und Experten schafft der Think Tank Räume für gemeinsames Visionieren. Auf dieser Grundlage werden Trendberichte und weitere Publikationen erarbeitet. Bereits erschienen sind zwei Trendberichte und das Buch «Zusammenhänge», eine Sammlung von Gesprächen mit Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Fachgebieten.

Bei einer Umfrage in der TRANSIT-Community wurde zur Diskussion gestellt, an welchen prioritären Themen der Think Tank dieses Jahr arbeiten sollte. Auf dieser Basis wurde das Thema Flexibilisierung als Fokusthema 2022 gewählt. Vertieft analysiert werden Flexibilisierungstendenzen in den Bereichen Arbeit, Lebensentwürfe und Wissen. Ein Working Paper dazu ist im April erschienen. Der Trendbericht, der die Implikationen dieser Flexibilisierungstendenzen für die Weiterbildung beleuchtet, ist für Herbst 2022 geplant.

Neue Entwicklungsprojekte

Im Rahmen seiner Leistungsvereinbarung mit dem Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI hat der SVEB den Auftrag, jedes Jahr mindestens ein Entwicklungsprojekt zu realisieren. Diese praxisorientierten Projekte sollen einen Beitrag zur Entwicklung und Innovation in der Weiterbildung leisten. Dabei werden Themen aufgegriffen, in denen Innovationsbedarf besteht oder sich neue Entwicklungen abzeichnen bzw. bereits in Gang sind, die der SVEB als Dachverband mit Fachwissen, Koordination und Vernetzung unterstützen kann.

Derzeit sind drei Entwicklungsprojekte in Umsetzung. Im Projekt «Digitale Transformation» entwickelt der SVEB Hilfestellungen für kleine und mittlere Weiterbildungsanbieter, wobei die Organisationsebene im Vordergrund steht. Geplant ist, Grundlageninformationen zur digitalen Transformation bereitzustellen und einen «Best-Practice-Circle» anzubieten. Bei Projektabschluss werden das Wissen und die Erfahrungen, die dabei zusammengetragen werden, dokumentiert und zur Verfügung gestellt.

Im Projekt «Micro Credentials» wird die Entwicklung und Umsetzung von Mikroabschlüssen in der Weiterbildung analysiert. Micro Credentials wurden bisher vor allem im Hochschulbereich diskutiert und teilweise bereits eingesetzt; in der schweizerischen Weiterbildung waren Mikroabschlüsse bisher aber noch kaum ein Thema. Neben einer Bestandesaufnahme aktueller Ansätze wird der SVEB in Zusammenarbeit mit Weiterbildungsanbietern prüfen, inwiefern das auf EU-Ebene entwickelte Konzept für Micro Credentials für die Weiterbildung in der Schweiz sinnvoll ist.

Das dritte aktuelle Entwicklungsprojekt des SVEB umfasst die Bereitstellung eines Toolkits für den Einsatz von Bildungsgutscheinen als Förderinstrument. Gutscheine werden bereits von mehreren Akteuren – darunter Kantone, Stiftungen und ein Weiterbildungsfonds – eingesetzt, um geringqualifizierte Personen sowie Personen mit Förderbedarf im Bereich Grundkompetenzen zu unterstützen. Weitere Förderinstanzen zeigen Interesse an diesem Ansatz. Mit dem Entwicklungsprojekt erarbeitet der SVEB Entscheidungsgrundlagen und Umsetzungshilfen, die dazu beitragen sollen, Gutscheinprojekte passgenau auf die jeweiligen Zielsetzungen und Zielgruppen auszurichten und erfolgreich umzusetzen. 

 

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