23.05.2023
N°1 2023

Aktuelles aus dem SVEB

Grundlagenbericht zu Micro-Credentials

Im Februar 2023 hat der SVEB einen Grundlagenbericht zur Nutzung von Micro-Credentials im internationalen Kontext sowie in der Schweiz publiziert. Micro-Credentials sind eine Form des Qualifikationsnachweises für kleine Lerneinheiten. Zu den Hoffnungen, die sich mit Micro-Credentials verbinden, gehört die Aussicht, mit kleinen Lerneinheiten bildungsungewohnte Zielgruppen leichter erreichen und zum Lernen motivieren zu können. Der Bericht des SVEB zeigt, dass sich in der Schweiz vor allem Hochschulen mit der Entwicklung von Micro-Credentials befassen. Im Weiterbildungsbereich besteht zwar Interesse an Mikro-Abschlüssen, angeboten werden diese aber bisher nur vereinzelt. Ein Grund für die zögerliche Haltung gegenüber Micro-Credentials liegt in der grossen Heterogenität der Begriffe, Konzepte und Erwartungen. Zwar hat die EU eine Definition von Micro-Credentials vorgeschlagen und Empfehlungen für eine einheitliche Umsetzung abgegeben, in der Schweiz gibt es aber bisher kein einheitliches Verständnis von Micro-Credentials. Zudem gibt es – wie in einigen europäischen Ländern – keine übergeordneten Initiativen zur koordinierten Entwicklung von Micro-Credentials. Vor diesem Hintergrund ist es für Weiterbildungsanbieter schwierig einzuschätzen, ob sich die Entwicklung von Micro-Credentials lohnen würde und mit welchen Investitionen und Herausforderungen zu rechnen wäre. Im Anschluss an das erste Praxisprojekt plant der SVEB ein Folgeprojekt, um die Umsetzbarkeit von Micro-Credentials in der schweizerischen Weiterbildung vertieft zu analysieren. Dazu gehören insbesondere Nutzenanalysen bei Individuen, Weiterbildungsanbietern und Akteuren aus dem Arbeitsmarkt.

Hedinger, Franziska (2023): Micro-Credentials: Aktuelle  Entwicklungen in der Schweiz und auf internationaler Ebene. Grundlagenbericht. Zürich: SVEB

Think Tank TRANSIT: Dritter Trendbericht ist erschienen 

Der dritte Trendbericht des Think Tank TRANSIT widmet sich dem Thema Flexibilisierung. Zuerst beschreibt er anhand theoretischer und empirischer Arbeiten aus diversen Disziplinen wie der Soziologie oder der Psychologie Flexibilisierungstendenzen in der Gesellschaft und der Arbeitswelt. Dabei beleuchtet der Bericht die drei Bereiche «Lebensentwürfe», «Arbeitswelt» und «Wissensquellen». Ein bestimmendes Element ist in allen drei Bereichen ein Wandel hin zu postmaterialistischen Werten wie Individualisierung oder Sinnhaftigkeit, die nebst neuen technologischen Möglichkeiten mit Flexibilisierung verknüpft sind.  

In einem zweiten Teil leiten die Autorinnen aus den Tendenzen Perspektiven für die Zukunft des Lernens von Erwachsenen und der Weiterbildung ab und stellen Fragen über den Umgang mit diesen Perspektiven an die Akteure der Weiterbildung. Denn es scheint bereits jetzt klar, dass alle Perspektiven zwar Chancen bieten, aber auch viele Herausforderungen mit sich bringen. Die Themen «Lebensentwürfe», «Arbeitswelt» und «Wissensquellen» übergreifend ergeben sich folgende Perspektiven: Zunehmende Vielfalt und Diversität, wachsende Notwendigkeit für Sinnhaftigkeit und Mitbestimmung sowie steigende Komplexität.  

Buchs, Helen; Sgier, Irena; Müller, Sabin (2023): Dritter Trendbericht des Think Tanks TRANSIT: Immer flexibler – immer besser? Zürich, SVEB. Verfügbar auf www.thinktank-transit.ch.

GO-Weiterbildung für die Förderung der Grundkompetenzen am Arbeitsplatz

Im Rahmen des Förderschwerpunkts «Einfach besser! … am Arbeitsplatz» unterstützt der Bund seit 2018 Betriebe finanziell dabei, mit massgeschneiderten Kursen die Grundkompetenzen von Mitarbeitenden zu fördern. Zu den Grundkompetenzen zählen Lesen, Schreiben, Computer, Rechnen und Sprache. Ziel ist es, Mitarbeitende am Arbeitsplatz gezielt zu unterstützen und den Transfer des Gelernten sicherzustellen. Für den Erfolg des Förderschwerpunkts ist das Engagement der Anbieter zentral. Sie informieren und beraten Betriebe im Rahmen ihrer Akquise-Aktivitäten. Und sie entwickeln die Kurse gemäss dem Bedarf der Betriebe und der Mitarbeitenden und setzen sie vor Ort um.

Das vom SVEB entwickelte GO-Modell bildet den konzeptionellen Rahmen für den Förderschwerpunkt «Einfach besser! … am Arbeitsplatz». In Zusammenarbeit mit Fachpersonen aus der Praxis hat der SVEB die GO-Weiterbildung neu konzipiert und sie im ersten Halbjahr 2023 als Pilot erstmals umgesetzt. Sie besteht aus vier Modulen, die auch einzeln besucht werden können. Ziel ist es, Weiterbildungsanbieter dabei zu unterstützen, professionelle Grundkompetenz-Angebote für die Betriebe umzusetzen.

Weitere Informationen:

Weiterbildungsoffensive startet in die zweite Phase

Die Schweizerische Konferenz der Sozialdirektorinnen und Sozialdirektoren (SKOS) und der SVEB haben im Jahr 2018 eine gemeinsame Weiterbildungsoffensive lanciert. Ziel der Offensive war es, allen von der Sozialhilfe unterstützten Menschen die Möglichkeit zu geben, sich weiterzubilden. Mit der ersten Phase der Weiterbildungsoffensive konnten seit 2019 dank der Unterstützung von mehreren Stiftungen neun Sozialdienste in der Deutschschweiz sowie im Kanton Tessin dabei unterstützt werden, ihre Förderstruktur im Bildungsbereich zu verbessern. In der Sozialhilfe besteht heute dank der Weiterbildungsoffensive ein erhöhtes Bewusstsein für das Potenzial der Weiterbildung als Mittel und Grundlage für die nachhaltige Arbeitsmarktintegration. In mehreren Kantonen arbeiten jetzt zudem die Bereiche Bildung und Soziales enger zusammen. Die positiven Ergebnisse der ersten drei Jahre der Offensive sind im Evaluationsbericht festgehalten. Vor dem Hintergrund des wachsenden Fach- und Arbeitskräftemangels sowie der fortschreitenden Digitalisierung, die die Anforderungen an die Erwerbstätigen ständig erhöht, haben SKOS und SVEB entschieden, die Weiterbildungsoffensive (2018–2022) fortzusetzen und auszubauen. Ziel ist der Aufbau von stabilen Förderstrukturen in bis zu 40 Sozialdiensten, um die WBO in den nächsten Jahren (2023–2026) in der ganzen Schweiz zu verankern. Die WBO wird von einer breiten Allianz aus Vertreterinnen und Vertretern der Wirtschaft und der Bildung getragen. Dazu gehören unter anderem der Schweizerische Arbeitgeberverband (SAV), der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) und die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK).

Kanton Aargau setzt Bildungsgutscheine ein

Der Kanton Aargau hat in Kooperation mit dem SVEB und dem DVLS (Dachverband Lesen und Schreiben) ein Bildungsgutscheinprojekt lanciert. Um Erwachsene mit Förderbedarf für einen Grundkompetenzkurs zu motivieren, werden seit Anfang Januar 2023 Bildungsgutscheine in der Höhe von 500 Franken vergeben. Für die Zielgruppe soll dank der Gutscheine der Zugang zu Grundkompetenzkursen niederschwelliger und kostengünstiger werden. Kursanbieter, Fach- oder andere Kontaktpersonen können diese Gutscheine an die Zielgruppe abgeben, die direkt über die Kampagnen-Website «Einfach besser!» erhältlich sind. In den Kursen selbst werden Grundkenntnisse in Lesen, Schreiben, Alltagsmathematik und die Anwendung von Informations- und Kommunikationstechnologien vermittelt.

Der Kanton Aargau folgt mit dem Bildungsgutschein speziell für Menschen mit Grundkompetenzbedarf den Kantonen Luzern und Freiburg.

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